Merkmale
Personen, die an einer dissoziativen Sensibilitäts- und Empfindungsstörung leiden, weisen Symptome oder Ausfälle von willkürlichen sensorischen Abläufen auf, die zwar eine neurologische oder somatische Störung vermuten lassen, doch legen körperliche Untersuchungen eine psychische Ursache nahe.
Die dissoziativen Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen werden von den Betroffenen weder absichtlich erzeugt noch vorgetäuscht. Es kann zum Verlust der Berührungs- oder Schmerzempfindung kommen und Betroffene können zusätzlich über Parästhesien (Kribbeln unter der Haut) klagen. Selten tritt ein vollständiger Sehverlust auf, die Betroffenen sehen in der Regel nicht mehr so scharf, eher verschwommen oder doppelt. Interessanterweise scheinen sie durch die Seheinschränkungen nicht in ihrer Beweglichkeit und Koordinations- und Gleichgewichtsfähigkeit eingeschränkt zu werden. Auch können Taubheit oder Halluzinationen vorkommen. Um von einem psychischen Krankheitsbild sprechen zu können, müssen die Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen erhebliches Leiden bzw. soziale, berufliche oder sonstige Beeinträchtigungen mit sich ziehen.
Des Weiteren können Betroffene auch an weiteren dissoziativen Störungen, an einer Depression oder an einer histrionischen, antisozialen, Borderline oder abhängigen Persönlichkeitsstörung leiden.
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Verlauf
psycheplus liegen im Moment keine detaillierten und fundierten Beschreibungen zum charakteristischen Verlauf der dissoziativen Sensibilitäts- und Empfindungsstörung vor.
Für gewöhnlich beginnen Konversionsstörungen plötzlich in der späten Kindheit und im jungen Erwachsenenalter. Die einzelnen Symptome können sich im Laufe der Zeit verstärken, dauern aber generell nicht lange an, d.h. sie gehen innerhalb von zwei Wochen meistens wieder zurück. Jedoch können die Symptome einer Konversionsstörung immer wieder kommen – bei 20-25% der Betroffenen bereits innerhalb eines Jahres. Falls die Symptome akut beginnen, eine Belastung vor dem Beginn klar ausgemacht werden kann und eine Behandlung der Symptomatik schnell erfolgt, dann stehen die Chancen gut, dass die Konversionsstörung erfolgreich therapiert werden kann.
Zahlen
Zum aktuellen Zeitpunkt liegen psychplus keine genauen Prävalenzschätzungen zur dissoziativen Sensibilitäts- und Empfindungsstörung vor.
In der Regel kommen Konversionsstörungen jedoch eher in ländlichen Gegenden bzw. in Entwicklungsregionen und bei Menschen mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status vor. Schätzungen zufolge liegt die Prävalenz für Konversionsstörungen in psychiatrischen Versorgungseinrichtungen bei ca. 3%, allerdings liegt der Wert in der Allgemeinbevölkerung mit ca. 0,0001% wesentlich niedriger.
Frauen bilden 2 bis 10mal häufiger eine Konversionsstörung aus als Männer; oft tritt eine Konversionsstörung bei Männern nach einem Arbeitsunfall oder dem Wehrdienst auf.
Subtypen
Beim Störungsbild der dissoziativen Sensibilitäts- und Empfindungsstörung werden keine Subtypen unterschieden.
Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungsstörungen – Therapie
Können mögliche körperliche Ursachen für die auftretenden Symptome definitiv ausgeschlossen werden, kann von einer Konversionsstörung ausgegangen werden. In der Therapie widmet man sich zunächst einmal den Befürchtungen des Patienten, an einer bedrohlichen körperlichen Erkrankung zu leiden oder „verrückt“ zu werden und so beruhigen Therapeuten Betroffene, indem sie Informationen liefern, dass das Störungsbild in der Regel ungefährlich ist.
Bei der eigentlichen Behandlung der Symptome der Konversionsstörung versuchen Therapeut und Patient gemeinsam die situativen Auslöser zu finden und zu beschreiben. Es können sich dabei unverarbeitete Traumatisierungen, Gewalterfahrungen oder sexueller Missbrauch in der Kindheit oder weitere Belastungen als Ursache herauskristallisieren. Diese werden therapeutisch so lange bearbeitet, bis verdrängte Scham- oder Schuldgefühle in ein konsistent bejahendes Selbstbild integriert sind.