Histrionische Persönlichkeitsstörung

Merkmale

Personen, die an einer histrionischen Persönlichkeitsstörung leiden, sind übertrieben emotional und aufmerksamkeitssuchend. Sie dramatisieren ihre eigene Person, zeigen theatralisches Verhalten und einen übertriebenen Gefühlsausdruck. Die Gefühle sind jedoch schnell an- und abschaltbar und oberflächlich und wirken daher oft vorgetäuscht. Selbst alltägliche Ereignisse schildern histrionischen Personen in den großartigsten Ausdrücken, jedoch arm an Details und Inhalt. Sie passen sich dabei ihrem „Publikum“ an und zeigen wenig Konstanz in ihrer Erscheinung und Identität. Oftmals fehlt Histrionikern ein Gefühl dafür, wer sie eigentlich wirklich sind. Immer brauchen sie andere, um ihre Stimmung und ihr Dasein zu bestätigen. Personen mit einer histrionischen Persönlichkeitsstörung sind sehr suggestibel. Sie lassen sich häufig und schnell von Meinungen anderer oder durch Modeerscheinungen beeinflussen. Sie sind sehr vertrauensselig anderen gegenüber, insbesondere bei Autoritätspersonen, dabei sind Ihre Meinungen und Aussagen meist oberflächlich sowie wenig begründet und differenziert.

Personen mit einer histrionischen Persönlichkeitsstörung suchen ständig Aufregung, Anerkennung und Aktivitäten, bei denen sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Häufig ziehen sie durch ihre lebhafte, enthusiastische und offene Art alle Aufmerksamkeit auf sich. Dieses erste Bezaubertsein vergeht jedoch meist schnell, da die Person ständig im Mittelpunkt stehen will und sogar zu dramatischen Mitteln, wie erfundenen Geschichten oder theatralischen Szenen, greift, um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen. Aufgrund ihrer Eitelkeit und Selbstbezogenheit reagieren histrionische Personen sehr empfindlich auf Ereignisse, die auch nur in geringstem Maße die Aufmerksamkeit von ihnen ablenken. Selbst Suizidversuche werden nicht selten eingesetzt, um ihre Mitmenschen zu manipulieren.

Körperliche Beschwerden

Auch körperliche Beschwerden und Symptome werden meist sehr übertrieben dargestellt. So weisen auch Personen mit somatoformen Störungen häufig histrionische Persönlichkeitszüge auf. In ihrer äußeren Erscheinung sind sie oftmals unangemessen verführerisch oder provokant, aber nicht nur gegenüber Personen, an denen sie ein sexuelles oder gefühlsmäßiges Interesse haben, sondern auch gegenüber Personen (z.B. Arbeitskollegen, Chef etc.), bei denen das Verhalten absolut unangemessen ist. Ebenso schätzen Personen mit einer histrionischen Persönlichkeitsstörung ihre Beziehung zu anderen als viel intensiver ein, als die andere betreffende Person das empfindet. So werden flüchtige Bekannte schnell zu „liebsten Freunden“.

Folgen für die Beziehung

In Beziehungen fehlt es oft an echter emotionaler Tiefe. Stattdessen spielen histrionische Personen oftmals eine Rolle, wie die der Prinzessin oder die des Opfers. Auch gleichgeschlechtliche Freundschaften sind häufig problematisch, da ihre verführerische, provokante Art die Freundschaft gefährdet. Ebenso kann es sein, dass sich die Person mit einer histrionischen Persönlichkeitsstörung enttäuscht und frustriert zurückzieht, wenn sie von ihren Freunden nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt bekommt. Ihr Drang nach Aufregung und Neuem kann dazu führen, dass langjährige Freundschaften vernachlässigt werden, um sich auf neue Beziehungen einzulassen. Sowohl in Freundschaften und Beziehungen wie auch im beruflichen Bereich können Histrioniker Routine nur schwer ertragen. Personen mit einer histrionischen Persönlichkeitsstörung zeigen ein sehr großes Interesse an körperlicher Attraktivität und legen besonders viel Wert darauf, bei anderen einen guten Eindruck zu machen.

Die histrionische Persönlichkeitsstörung tritt häufig in Kombination mit einer Somatisierungsstörung oder einer Depression auf. Andere Persönlichkeitsstörungen, wie die Borderline, die narzisstische, die antisoziale und die abhängige Persönlichkeitsstörung treten oft gemeinsam mit einer histrionischen Persönlichkeitsstörung auf.

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Verlauf Histrionische Persönlichkeitsstörung

psycheplus liegen keine fundierten Beschreibungen zum Verlauf der histrionischen Persönlichkeitsstörung vor.

Zahlen

Die histrionische Persönlichkeitsstörung betrifft ca. 2% bis 3% der Allgemeinbevölkerung. Im klinischen Bereich liegt die Rate bei bis zu 15%.

Die histrionische Persönlichkeitsstörung scheint bei Männern und Frauen etwa gleich häufig aufzutreten.

Subtypen

Bei dem Störungsbild der histrionischen Persönlichkeitsstörung werden keine Subtypen unterschieden.

Therapie

Personen mit einer histrionischen Persönlichkeitsstörung nehmen im Gegensatz zu Personen mit anderen Persönlichkeitsstörungen häufig eine Therapie (ebenso wie andere Gesundheitsdienstleistungen) in Anspruch. Ihre anspruchsvolle Haltung, ihr Temperament und ihre sexuelle Anzüglichkeit können eine Therapie sehr schwierig machen. Dennoch scheint eine Therapie in einigen Fällen hilfreich zu sein.

Ziel einer Therapie ist es hauptsächlich, die histrionische Person zu einer selbstständigen und weniger abhängigen Lebensweise zu befähigen und sie freier von den Meinungen anderer Personen zu machen. Es können neben verhaltenstherapeutischen Strategienpsychoanalytische Methoden und auch Gruppentherapien zum Einsatz kommen, wobei eine medikamentöse Therapie nicht hilfreich zu sein scheint, wenn dann nur gegen die depressiven Symptome, die bei histrionischen Patienten häufig auftreten.

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