Zwanghafte Persönlichkeitsstörung

Merkmale

Die zwanghafte Persönlichkeitsstörung führt bei den betroffenen Personen zu Perfektionismus und einer ausgeprägten Beschäftigung mit Ordnung und Kontrolle. Mit Hilfe von pedantischer und sorgsamer Beachtung von Regeln, Plänen und der Konzentration auf nebensächliche Details und mögliche Fehler, versuchen sie größtmögliche Kontrolle zu erreichen. Auf Grund ihres Perfektionismus und hohem Leistungsanspruch vertiefen sich zwanghafte Personen so sehr in die Detailarbeit, dass sie das eigentliche Endziel oftmals aus den Augen verlieren und nicht mehr in der Lage sind, angesetzte Abgabefristen einzuhalten. Dies kann soweit führen, dass Freizeitaktivitäten und Freundschaften aus angeblichem Mangel an Zeit aufgegeben werden.

Folgen

Personen mit einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung betonen stets die perfekte Leistung und die Befolgung von striktenmoralischen Prinzipien und Wertvorstellungen und verlangen diese von sich und auch anderen. Eigenen Fehlern gegenüber sind zwanghafte Personen erbarmungslos und versuchen deshalb immer alles richtig zu machen. Diese Angst vor Fehlern kann so intensiv sein, dass Personen mit einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung Entscheidungen aufschieben bzw. gänzlich meiden. Um nicht die Kontrolle zu verlieren, geben sie Aufgaben nur ungern an andere ab und arbeiten nur äußerst widerwillig in einer Gruppe, da sie davon überzeugt sind, dass andere nicht den gleichen Leistungsstandard besitzen, unfähig und unzuverlässig sind. All diese charakteristischen Verhaltensweisen der zwanghaften Persönlichkeitsstörung haben einen negativen Einfluss auf die Flexibilität, Offenheit, Leistungsfähigkeit und Kompromissbereitschaft der Betroffenen.

Des Weiteren schlägt sich die zwanghafte Persönlichkeitsstörung in einem übermäßigen Autoritätsgehorsam nieder – allerdings nur gegenüber anerkannten, autoritären Personen. Auch engere Beziehungen werden eher oberflächlich und formell gehandhabt. Zwanghaften Personen fällt es schwer, Gefühle zu zeigen. Sie verlassen sich lieber auf Logik und Verstand und wirken überwiegend unnahbar. Zeit und Geld werden von ihnen nicht unnötig verschwendet, erst Recht nicht an andere Menschen. Und selbst Sachen, die für sie keinen Wert besitzen, werden aufgehoben.

Personen, die an einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung leiden, können zudem die Symptome einer Angst- (z.B. spezifische Phobie) oder affektiven Störung (z.B. Depression) ausbilden.

Verlauf

psycheplus liegen keine fundierten Beschreibungen zum Verlauf der zwanghaften Persönlichkeitsstörung vor.

Zahlen

In der Allgemeinbevölkerung liegen die Prävalenzschätzungen für eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung zwischen 1% und 2%. In psychiatrischen Kliniken liegen die Schätzungen für die zwanghafte Persönlichkeitsstörung zwischen 3% und 10%.

Die zwanghafte Persönlichkeitsstörung wird doppelt so häufig bei Männern diagnostiziert. Vor allem scheinen weiße, gebildete, verheiratete, erwerbstätige Männer davon betroffen zu sein.

Subtypen

Bei dem Störungsbild der zwanghafte Persönlichkeitsstörung werden keine Subtypen unterschieden.

Therapie

In der Regel sind Personen, die an einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung leiden, nicht der Meinung, dass sie ein Problem haben. Oftmals nehmen sie eine Therapie nur dann aus eigenen Stücken in Anspruch, wenn sie unter einer Angststörung oder Depression leiden, oder wenn ihnen ein nahestehender Mensch dazu rät.

Bis zum heutigen Tage zeigten sich vor allem Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie bei einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung als erfolgreich. In der kognitiv ausgerichteten Therapie werden das charakteristische dichotome Denken, der Perfektionismus und das Zögern bearbeitet sowie Strategien entwickelt, das ständige Grübeln und „sich Sorgen machen“ zu überwinden.

In der Psychoanalyse konzentriert man sich darauf, dass der zwanghafte Patient seine wahren Gefühle erkennt und akzeptiert. Außerdem soll er lernen seine Unsicherheiten zu überwinden, Risiken einzugehen und zwischenmenschliche Grenzen anzuerkennen.

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