Merkmale
Das wesentliche Merkmal dieser Störung sind furchterregende, erschreckende Träume mit sehr detaillierter Erinnerung an den Trauminhalt. Die Albträume sind sehr lebhaft und die Inhalte hängen mit Themen der Lebensbedrohung (z.B. Verletzung, Angriff oder Verfolgung) oder der Selbstachtung (z.B. Versagen oder Peinlichkeiten) zusammen. Häufig wiederholen sich dieselben oder ähnliche Themen immer wieder. Die Trauminhalte hängen meist nicht mit aktuellen Themen zusammen, können jedoch aufgrund belastender Lebensumstände oder stressbedingt auftreten. Treten die Albträume nach einem traumatischen Ereignis auf, kann das traumatische Erlebnis in den Albträumen wiedererlebt werden.
Zeitpunkt
Albträume treten fast immer während der Rapid Eye Movement (REM)-Schlafphase auf. REM-Schlafphasen wiederholen sich periodisch während dem Nachtschlaf, weshalb Albträume grundsätzlich zu jeder Zeit während des Schlafes auftreten können. Da die REM-Phasen in der zweiten Nachthälfte normalerweise länger werden und das Träumen intensiver wird, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Albträume auftreten zu späteren Nachtzeiten größer. Während der Albträume treten weder Schreie noch Körperbewegungen auf (wie es beim Pavor Nocturnus der Fall ist). Betroffene sind nach dem Aufwachen schnell wach und orientiert und können sich meist detailliert an den Trauminhalt erinnern. Das Gefühl von Furcht und Angst bereitet oft Schwierigkeiten wieder einzuschlafen.
Folgen
Wiederholt auftretende Albträume verursachen häufig einen deutlichen Leidensdruck bei den Betroffenen. Soziale und berufliche Beeinträchtigungen sind eher weniger erkennbar, es sei denn, der Betroffene vermeidet Schlaf aus Angst vor erneuten Albträumen. Dieser Schlafmangel kann zu Konzentrationsschwierigkeiten, depressiven Symptomen, Ängstlichkeit und erhöhter Reizbarkeit führen, was wiederum negative Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit und die Lebensqualität haben kann.
Ursachen
Bei Erwachsenen mit Albträumen finden sich häufig bestimmte psychische Auffälligkeiten, meist eine Persönlichkeitsstörung. Bei Kindern müssen keine psychischen Auffälligkeiten bestehen, da Albträume bei Kindern meist in einer bestimmten Phase der emotionalen Entwicklung auftreten. Auch die Einnahme von Medikamenten (z.B. Antidepressiva, Benzodiazepine, Neuroleptika) kann zu Albträumen führen. Darüber hinaus kann auch das plötzliche Absetzen von Medikamenten, die den REM-Schlaf unterdrücken (z.B. bestimmte Hypnotika), durch das Wiederansteigen der REM-Phasen zu verstärkten Albträumen führen.
Verlauf und Zeitpunkt Albträume
Albträume beginnen meist zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr und können bei häufigem Auftreten für die Kinder, wie auch für die Eltern, zu einer Belastung werden. Meistens verschwindet die Problematik nach einer gewissen Zeit von alleine wieder. Bei wenigen bleiben die Albträume bis ins Erwachsenenalter bestehen und entwickeln sich zu einer chronischen Schlafstörung. Albträume haben jedoch die Tendenz sich im späteren Lebensalter zu bessern.
Zahlen
Bei Kindern zwischen 3 und 5 Jahren haben bis zu 50% der Kinder so intensive Albträume, dass die Eltern besorgt darüber sind. Auch 50% der Erwachsenen haben gelegentlich einen Albtraum. Häufige Albträume treten bei mindestens 3% der jungen Erwachsenen auf. Genaue Angaben über die Prävalenz sind nicht bekannt. Häufig kommt die Störung mit Albträumen bei Kindern vor, die schweren psychosozialen Belastungsfaktoren ausgesetzt sind. Frauen leiden häufiger an Albträumen (im Verhältnis 2-4:1), wobei man bedenken muss, dass Frauen wahrscheinlich einfach häufiger darüber berichten.
Subtypen
Bei diesem Störungsbild werden keine Subtypen unterschieden.
Therapie
Bei der Therapie von Albträumen kommen verhaltenstherapeutische Methoden zum Einsatz. Da Albträume ein Angstphänomen sind, haben sich dieselben Techniken bewährt, die zur Therapie von Angststörungen verwendet werden. Besonders hilfreich sind Expositions– bzw. Konfrontationstechniken.
Im ersten Schritt soll sich der Patient seiner Angst, die durch die Albträume hervorgerufen wird, bewusst aussetzen. Am günstigsten hat sich ein Traumtagebuch erwiesen, in das der Patient nachts oder morgens seine Albträume niederschreibt. Bei Kindern hat es sich bewährt die Träume zeichnen zu lassen. Nach dieser bewussten Konfrontation mit den eigenen Albträumen soll im zweiten Schritt eine neue Bewältigungsstrategie erlernt werden. Dazu soll sich der Patient einen seiner Albträume vorstellen und sich überlegen, wie er die angstauslösende Situation in seinem Traum bewältigen könnte bzw. welches Ende sein Traum alternativ haben könnte. Der Trauminhalt wird solange verändert, bis er seinen angsteinflößenden Charakter verloren hat. Wichtig ist es jedoch, nicht den Bezug zum ursprünglichen Trauminhalt zu verlieren. Ungünstig sind vermeidende Strategien wie z.B. die Flucht vor einer furchteinflößenden Traumfigur ergreifen.
Günstiger sind aktive Strategien wie z.B. die angstbesetzte Traumfigur ansprechen oder verjagen oder sich Helfer vorstellen, die einen unterstützen. Im dritten Schritt wird die neue Bewältigungsstrategie eingeübt, indem der Patient einmal am Tag den Traum unter Einbeziehung der neuen Strategie möglichst genau und detailliert durchdenkt. Zunächst wird immer wieder derselbe Traum geübt. Danach können weitere Trauminhalte folgen.
Thünker und Pietrowsky (2011) haben eine standardisierte Albtraumtherapie entwickelt, die als ambulante Einzeltherapie zum Einsatz kommt. Die Therapie umfasst acht Sitzungen in einem Zeitraum von 10 Wochen. Die Therapie ist schrittweise nach dem oben beschrieben Prinzip konzipiert und enthält Elemente der Entspannungsverfahren und Imaginationstechniken. Ziel der Therapie ist letztlich die oben beschriebene Traumveränderung.
Wenn die Albträume Teil einer psychischen Störung sind (z.B. Posttraumatische Belastungsstörung), sollte die zugrundeliegende Störung behandelt werden.