Burnout

Merkmale

Die Symptome eines Burnout-Syndroms sind vielfältig und jede Person zeigt ein individuelles Muster von emotionalen, psychischen, kognitiven und körperlichen Symptomen. Dennoch lassen sich die Symptome in mehrere Kategorien unterteilen bzw. anhand mehrerer Phasen beschreiben.

Anfangsphase: Überengagement bzw. Überforderung

Die Anfangsphase eines Burnout ist gekennzeichnet durch Überengagement bzw. Überforderung. Betroffene sind oftmals besonders idealistisch und zeigen sich hochmotiviert, leistungsbereit und hyperaktiv. Die eigenen Bedürfnisse werden verleugnet, Misserfolge und Enttäuschungen werden zunächst verdrängt, soziale Kontakte werden mehr und mehr auf die Kollegen beschränkt und es wird mitunter freiwillig Mehrarbeit geleistet, da Betroffene das Gefühl haben, unentbehrlich zu sein. Dieses Engagement erscheint an sich zunächst recht positiv, bleibt die ersehnte Belohnung, wie z.B. Anerkennung oder beruflicher Aufstieg jedoch aus, kann es zu einer Phase fortschreitenden Ausbrennens kommen. Dafür steht auch die häufig verwendete Formulierung: „Wer nicht gebrannt hat, kann auch nicht ausbrennen“. Erste Anzeichen der Erschöpfung können die Unfähigkeit sich zu entspannen und Energie- und Schlafmangel sein. Nach außen zeigt sich die Müdigkeit und Abgeschlagenheit, während innerlich eher ein Gefühl von Nervosität, Unruhe und Anspannung vorherrscht. Zudem tritt im Zuge eines Burnouts häufig eine erhöhte Unfallgefahr und Infektanfälligkeit auf.

Phase 2: Frustration & Desillusionierung

In der zweiten Phase des Burnout schwindet der einstige Idealismus und das Engagement wird reduziert. Es stellt sich Frustration und Desillusionierung ein, da die Betroffenen erkennen, dass die gesteckten Ziele nicht erreicht werden und sie nicht genug zurückbekommen. Diese Diskrepanz zwischen eigenem Einsatz und entsprechender Belohnung, führt zu einem erhöhten Erkrankungsrisiko (sogenannte Gratifikationskrise“). Eine Folge dieses Ungleichgewichts ist zudem, dass sich Betroffene häufig ausgenützt bzw. nicht wertgeschätzt fühlen und sich in einen Zustand „innerer Kündigung“ begeben. Dieser Zustand zeichnet sich dadurch aus, dass nur noch das Nötigste erledigt wird, der Widerwille gegen die Arbeit oder die Pflichten wächst zunehmend, Fehlzeiten, lange Pausen und Tagträume werden häufiger. Auch die einst positiven Gefühle und die Empathie gegenüber den Kunden, Patienten, Geschäftspartnern, Klienten und sogar den Angehörigen schwinden und werden zunehmend von emotionaler Kälte und Zynismus überlagert.

Phase 3: Emotionale Reaktionen

In der dritten Phase des Burnout zeigen sich deutliche emotionale Reaktionen, insbesondere depressive oder aggressive Reaktionen. Wird die Schuld für die eigene Situation bei einem selbst gesucht, treten vermehrt depressive Symptome, wie das Gefühl der Ohnmacht, Hilflosigkeit und inneren Leere, Minderwertigkeits- und Versagensgefühle, Pessimismus bis hin zu Negativismus oder Fatalismus, Angstzustände, Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit auf. Wird die Schuld eher bei anderen Personen (wie z.B. den Arbeitskollegen, dem Chef oder dem „System“) gesucht, zeigen sich Betroffene häufig launenhaft, reizbar und ungeduldig. Sie geraten häufig in Konflikte mit anderen, sind intolerant und fühlen sich schnell angegriffen. Ihr Zorn kann sich neben Kollegen und Vorgesetzten auch gegen die eigene Familie und Freunde richten. Die zunehmende Erschöpfung und Anspannung bringt gravierende Folgen mit sich.

Phase 4: Leistungsabfall & Rückzug

So ist die vierte Phase des Burnout durch einen Abbau der LeistungsfähigkeitKreativität und Motivation gekennzeichnet. Betroffenen passieren immer öfter Flüchtigkeitsfehler und die Fähigkeit komplexe, anspruchsvolle Aufgaben zu erledigen nimmt ab. Entscheidungen können nicht mehr gefällt werden und Motivation, Produktivität sowie Eigeninitiative reduzieren sich stark. Betroffene machen nur noch „Dienst nach Vorschrift“. Auch die Denkweise ändert sich gravierend. So betrachten Betroffene alles nur noch in Schwarz-Weiß-Kategorien und reagieren abwehrend auf jegliche Veränderungen ihrer Routine.

Im weiteren Verlauf des Burnout kommt es neben dem Leistungsabfall auch zu einem emotionalen und sozialen Rückzug. Betroffene reagieren immer öfter gleichgültig und zeigen kein Interesse mehr für ihre Hobbys und Interessen, die ihnen früher Freude bereitet haben. Der Rückzug von Freunden und Familie führt zu zunehmender Vereinsamung und Entfremdung.

Schlußphase: Existenzielle Verzweiflung

In der letzten Stufe des Burnout zeigen sich Gefühle existenzieller Verzweiflung. Die eigene Situation wird generell als hoffnungslos und sinnlos empfunden und Betroffene fühlen sich des Lebens zunehmend überdrüssig. Gedanken an Suizid können in dieser Phase auftreten und im schlimmsten Fall auch umgesetzt werden. Neben den psychischen, kognitiven und emotionalen Symptomen können schon früh psychosomatische Beschwerden auftreten, die sich meist im Verlauf verstärken und zu häufigen Krankschreibungen und wiederholter Inanspruchnahme des Gesundheitssystems führen. Diese Beschwerden können z.B. Schlafstörungen und Albträume, Muskelverspannungen, Rücken- und Kopfschmerzen, erhöhter Blutdruck, Herzklopfen und Engegefühl in der Brust, Übelkeit und Verdauungsbeschwerden, sexuelle Funktionsstörungen, veränderter Appetit und Essgewohnheiten (infolgedessen starke Gewichtszunahme oder -abnahme), verstärkter Genuss von Nikotin, Alkohol oder Koffein und häufige Infekte sein.

Weitere Informationen zu den verschiedenen psychischen Erkrankungen finden Sie im Bereich Wissen.

Burnout – Ursachen

Ein Burnout verläuft typischerweise in aufeinanderfolgenden Phasen. Beginnend mit Überengagement, gefolgt von reduziertem Engagement, emotionalen Reaktionen, wie Depression, Aggression und Schuldzuweisungen, reduzierter Leistungsfähigkeit, Verflachung und Desinteresse, bis hin zu Verzweiflung.

Oftmals beginnt ein Burnout-Prozess mit einer Veränderung der Lebenssituation, wie beispielsweise Studienbeginn, Berufseinstieg, ein neuer Vorgesetzter, eine neue Stelle, aber auch die plötzliche Pflegebedürftigkeit eines Angehörigen oder eine Mehrbelastung bei der Betreuung der Kinder. Ebenso kann auch das Ausbleiben einer erhofften Veränderung, wie z.B. ein beruflicher Aufstieg oder eine Gehaltserhöhung zu Frustration und Ausbrennen führen. Die Entwicklung eines Burnout-Syndroms verläuft typischerweise schleichend und chronisch. Die Symptomatik kann sich jedoch bei günstigen Veränderungen (z.B. Jobwechsel, Übertragung anderer Aufgaben, strukturelle Veränderungen) auch verringern und zurückgehen. Auch eine frühzeitige Therapie trägt zu verbesserten Heilungschancen bei.

Zahlen

Derzeit liegen keine repräsentativen Studien zur Prävalenz des Burnout-Syndroms vor. Es gibt jedoch Angaben über die Häufigkeit in verschiedenen Berufsgruppen. 40%-60% der Pflegekräfte von Intensiv-, Krebs- und Aidsstationen, etwa 35% aller deutschen Lehrer und 15%-30% der Ärzte sind demnach von Burnout betroffen. Frauen scheinen häufiger betroffen zu sein, u.a. aufgrund der Mehrfachbelastung durch Job, Familie und Haushalt.

Subtypen

Bei diesem Störungsbild werden keine Subtypen unterschieden.

Therapie

Je nachdem in welcher Phase des Burnout sich der Betroffene befindet, können verschiedene Behandlungsstrategien erforderlich sein. Grundsätzlich gilt, je früher ein Burnout erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. In der Anfangsphase genügt unter Umständen eine Krisenintervention oder ein Coaching, in der der Betroffene lernt mit Konfliktsituationen besser umzugehen und seine eigene Belastbarkeit und Grenzen adäquater einzuschätzen. Daneben sind auch Entspannungsverfahren wie Autogenes Training und Progressive Muskelentspannung hilfreich bei der Behandlung von Burnout-Patienten. In schweren Fällen ist eine Psychotherapie sinnvoll. Diese kann je nach Schweregrad ambulant oder stationär erfolgen.

Mit Hilfe einer kognitiven Verhaltenstherapie sollen ungünstige Gedankenmuster und Verhaltensweisen des Betroffenen identifiziert und verändert werden. So soll z.B. ein Patient, der verinnerlicht hat, „nur wenn ich alle Bedürfnisse und Wünsche der anderen erfülle, werde ich wertgeschätzt und gemocht“, diesen inneren Antreiber erkennen und schrittweise auflösen.

Auch tiefenpsychologische oder analytische Therapiemethoden können unter Umständen bei Burnout Erfolg zeigen. Gerade bei tief verwurzelten Selbstwertproblemen kann eine tiefgreifende Umstrukturierung notwendig sein, um den Patienten aus seinem Teufelskreis zu befreien.

Da Patienten mit Burnout häufig unter psychosomatischen Symptomen, wie etwa Muskelverspannungen, Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen leiden, können neben den klassischen Psychotherapieverfahren auch körperorientierte Verfahren zum Einsatz kommen. Ziel ist es, den Patienten dafür zu sensibilisieren, seine Körpervorgänge insbesondere Verspannungen besser wahrzunehmen und die Anspannung gezielt aufzulösen, wodurch sich in Folge dessen auch die Psyche entspannt.

Je weiter ein Burnout fortgeschritten ist, desto höher wird das Risiko eine Depression zu entwickeln. Ist dies der Fall, kann zusätzlich zur Psychotherapie eine medikamentöse Behandlung erfolgen.

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