Merkmale
Personen, die unter dem Störungsbild mit „gesteigertes sexuelles Verlangen“ leiden, zeigen ein wiederholt auftretendes oder dauerhaftes Bedürfnis nach sexuellen Aktivitäten, welches das sexuelle Verlangen ihrer Mitmenschen deutlich übersteigt. Eine Unangemessenheit des sexuellen Verlangens ist jedoch schwer zu bestimmen, da man nicht wirklich festlegen kann, ab wann sexuelle Gedanken oder Handlungen zu häufig sind und damit nicht mehr in den Normalbereich fallen. Viele Sexualwissenschaftler und Sexualtherapeuten lehnen deshalb die Diagnose dieses Störungsbildes ab. Andere hingegen definieren Menschen dann als „sexabhängig“, wenn sie innerhalb von 6 Monaten mindestens 7 Orgasmen in der Woche haben und sich täglich ein bis zwei Stunden mit sexuellen Themen beschäftigen.
Personen mit einem gesteigerten sexuellen Verlangen berichten von einem nicht mehr zu kontrollierenden Konsum von Pornografie oder Telefonsex. Etwa mit der Folge von übermäßiger Masturbation und häufigen Sexualkontakten (Promiskuität). Viele beschreiben es als eine Art Sucht, von der sie besessen sind und machtlos gegenüberstehen. Dennoch erfahren viele kaum oder keine ausreichende Befriedigung bei ihren sexuellen Handlungen. Selbst dann nicht, wenn sie z.B. mehrmals täglich einen Orgasmus erleben. Bei Frauen wird im Zusammenhang mit gesteigertem sexuellem Verlangen auch häufig von Nymphomanie und bei Männern von Satyriasis oder Donjuanismus gesprochen.
Damit wirklich von einer Störung mit gesteigertem sexuellem Verlangen gesprochen werden kann, müssen die Betroffenen deutlich unter den Symptomen der sexuellen Funktionsstörung leiden, da diese entweder dauerhaft oder wiederholt auftreten. Des Weiteren können die exzessiven sexuellen Fantasien und Verhaltensweisen auch einige Probleme mit sich bringen, wie z.B. Unzufriedenheit in der Paarbeziehung oder Vernachlässigung von Familie, Beruf und sexfreien sozialen Kontakten.
Gesteigertes Sexuelles Verlangen – Verlauf
psycheplus liegen derzeit keine fundierten Beschreibungen zum Störungsverlauf des gesteigerten sexuellen Verlangens vor.
Zahlen
Die Befundlage zu den sexuellen Funktionsstörungen gestaltet sich als äußerst dürftig. Die Daten, die zur Prävalenz der einzelnen Störungen vorliegen, weisen enorme Unterschiede (Variabilität) auf, da sie entweder mit verschiedenen Verfahren erhoben wurden, verschiedene Definitionen der Störungen verwendeten oder Stichproben mit unterschiedlichen Merkmalen miteinbezogen. Auf Grund dessen liegen bis zum heutigen Zeitpunkt keine genaueren Daten zum gesteigerten sexuellen Verlangen vor. Allerdings ist bekannt, dass Männer häufiger von der Störung mit gesteigertem sexuellem Verlangen betroffen sind als Frauen.
Subtypen
Bei dem Störungsbild mit gesteigertem sexuellem Verlangen werden keine Subtypen unterschieden.
Therapie
Personen mit gesteigertem sexuellem Verlangen finden häufig in Selbsthilfegruppen Anschluss und Hilfe. Sie können sich mit ebenfalls Betroffenen austauschen und Lösungsmöglichkeiten gemeinsam erarbeiten.
In der Therapie der Störung mit gesteigertem sexuellem Verlangen wird in der Regel eine Kombination verschiedener Techniken eingesetzt. Zum Beispiel soll der Patient neben der Therapie ein Lusttagebuch führen, indem er vermerkt, wann und in welchen Situationen er sexuelle Lust verspürt. Um die stimulierenden Gedanken immer weiter zu reduzieren wird der Gebrauch von Büchern, Zeitschriften, Filmen und Websites mit sexuellem Inhalt mit der Zeit immer mehr eingeschränkt.